Anne Schneider
Nichts ohne den Körper
Für Anne Schneider, die im Metier der Skulptur eine der markantesten Positionen in Österreich einnimmt, ist die Skulptur Form gewordener Moment einer psychodynamischen Konstellation im Raum. Wachs ist eines ihrer bevorzugten Materialien. Der Prozess der Formgebung passiert direkt und ohne Hilfsmittel, lediglich mit den Händen, das flüssige, schnell erstarrende Wachs ermöglicht nur eine kurze Zeitspanne der Gestaltung. Die dabei entstehenden Köpfe, präsentiert in der Anordnung Dialoge, sind psychologische Modelle, nonverbale Schilderungen individueller wie kollektiv erfahrener, prägender Augenblicke, die soziale und politische Klischees sichtbar werden lassen und mit diesen spielen.
Die Pendel nehmen Methoden wie Dehnung, Deformation und potenzielle Entgrenzung auf, evozieren wie die Köpfe einen Bezug zur menschlichen Gestalt. Gleichzeitig von Flüchtigkeit und Nachhaltigkeit erzählen einmontierte Fundstücke, Dinge, die im Lauf von Lebenswegen hängenbleiben.
Die Skulptur ist nur ein Medium Anne Schneiders. Immer jedoch beschäftigt sie der Raum: Der physische und der psychische Raum, die Suche nach seinen Bestimmungen und Ablagerungen bildet das Bindeglied der vielfältigen Präsentationen der Künstlerin, die von der klassischen Skulptur über Fotografie, Video und Malerei bis zur Rauminstallation reichen.
Anne Schneider, geb. 1965 in Enns, Studium bei Michelangelo Pistoletto an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, zahlreiche internationale Einzel- und Gruppenausstellungen, lebt und arbeitet in Wien.