Eva & Adele. Rot.
Neue Malerei und Zeichnung
„Alle Welt” kennt Eva & Adele, das extravagante Berliner Künstlerpaar, das seit mehr als 15 Jahren mit seinen Performances den Großereignissen der internationalen Kunstwelt ein Glanzlicht aufsetzt: unübersehbar, funkelnd, attraktiv.
Das Werk von Eva & Adele ist jedoch mehr als die Selbsterfindung und ‑inszenierung als Live-Act und als lebendes Kunstwerk. Für ihre Einzelausstellung im Lentos Kunstmuseum Linz haben Eva & Adele eine Präsentation konzipiert, in der das bildnerische Werk in einem umfassenden Überblick von einer Großskulptur, einer Serie an Bildtafel-Objekten, etwa 25 Gemälden und mehreren Hundert Zeichnungen dargestellt wird. Bei der Auswahl aus dem malerischen Oeuvre liegt der Schwerpunkt auf Arbeiten der letzten Jahre.
Bereits im Foyer empfängt die Besucher*innen die Biografische Skulptur Nr. 9, House of Futuring, ein aus 151 Leinwänden errichteter, betretbarer Bau.
Mit dem räumlich darauf folgenden Goldenen Manifest wird die konzeptionelle Haltung der Künstlerinnen materialisiert: Die Slogans „Coming out of the future”, „Where ever we are is museum” und „Over the boundaries of gender” sind als blattvergoldete Tafeln gestaltet.
Erstmalig gezeigt wird im Lentos die Performative Installation 208, eine 3 x 12 Meter lange Komposition von Arbeiten auf Papier, eine radikale Untersuchung von Material und Technik, die zu einer Art morphologischem Spiel, einem Driften durch vielfach überlagerte Formen und Gestalten einlädt. Stringenz und Chaos, eine geheimnisvolle Symbolsprache, die rätselhafte Fülle der Formen und Zeichen, Porträts und das wiederkehrende Logo von Eva & Adele demonstrieren gleichzeitig Verwandtschaft und Gleichklänge wie Disparatheit und Individualität. Diese Werke bestechen durch ihre Vielseitigkeit und ihre Spannung, ihre Kraft und Zartheit.
Die zentrale Werkgruppe der Ausstellung ist Transformer-Performer (2005 – 2008). Die großformatigen Malereien zeigen kraftvolle Bildgestaltungen, die ihre intensive Wirkung durch komplexe Schichtungen und Durchdringungen, intensive Farben, Collage-Elemente und emblematische Sujets erzielen: Tiere, Fabelwesen, geflügelte Gestalten, Frauen in fetischisierten Kleidungsstücken, männliche Geschlechtsteile, bezaubernde Objekte – und immer wieder sie selbst, Eva & Adele. Die Medialisierung der Kunstfigur Eva & Adele erfährt ihre Erweiterung in der Malerei. Das Abbild von Eva & Adele ist dabei inhaltliche Basis und Gerüst für die Malerei, für malerische Fragestellungen. Davon aus- und darüber hinausgehend formulieren Eva & Adele Lösungen für eine Malerei der Gegenwart.
Wie die Gestaltung ihres Selbst (ihres Lebens, ihrer äußeren Erscheinung) beruht auch das bildnerische Werk von Eva & Adele auf einer künstlerischen Strategie der Bildfindung, mit der in aller Konsequenz gesellschaftliche Fragen diskutiert werden – jenseits von Erwartungen und Konventionen. Die Präsentation von Eva & Adele wurde als Doppelausstellung konzipiert. Gleichzeitig zur Präsentation in Linz zeigt das Museum der Moderne Rupertinum Salzburg die Ausstellung Eva & Adele. Rosa Frühe Fotografie und Video (16.3. – 8.6.2008).
Begleitend zu beiden Ausstellungen erscheint im DuMont Verlag das umfangreiche Katalogbuch ROSA ROT, 144 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen sowie Texten von Sabine Kampmann und Margit Zuckriegl, einem Interview von Nina Kirsch und einem Vorwort von Stella Rollig und Toni Stooss.