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Uli Aigner
Keim­zel­le des Staates

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  • Ausstellungsansicht, Uli Aigner. Keimzelle des Staates, 2004-2005
  • Ausstellungsansicht, Uli Aigner. Keimzelle des Staates, 2004-2005
  • Ausstellungsansicht, Uli Aigner. Keimzelle des Staates, 2004-2005

Das Ich, die Ande­ren, die Fami­lie, die Gegen­wart, die Wün­sche, die Kunst, die Gebor­gen­heit, die Aus­ge­setzt­heit, das Per­sön­li­che, das Poli­ti­sche, das Poe­ti­sche. In ihrer Prä­sen­ta­ti­on im Lentos ver­dich­tet die öster­rei­chi­sche Künst­le­rin Uli Aigner die The­men, um die ihr Werk in bemer­kens­wer­ter Medi­en- und Mate­ri­al­fül­le kreist, auf eine raum­be­zo­ge­ne Instal­la­ti­on von groß­for­ma­ti­gen Zeich­nun­gen mit einer neu­en Serie von Objekten. 


Man betritt den Raum, und es flirrt vor den Augen: Form und Far­be. Die Ent­schlüs­se­lung von The­ma und Bedeu­tung lässt sich iko­no­gra­fisch begin­nen. Was wird dar­ge­stellt? Die Zeich­nun­gen zei­gen wech­seln­de Kon­fi­gu­ra­tio­nen von Frau, Mann, drei Kin­dern – eine Fami­lie. Die Objek­te sind Möbel: Din­ge zum Sit­zen, zum Lie­gen. Trans­for­ma­ti­ons­werk-zeu­ge, die den Men­schen aus der übli­chen Hast in Ruhe ver­set­zen, in Ent­span­nung, Kon­tem­pla­ti­on, Kon­zen­tra­ti­on auf den Aus­tausch mit ande­ren oder mit sich selbst. Das The­ma scheint die Sphä­re des Pri­va­ten zu sein. Doch hier kommt man nicht nach Hau­se”. Das Schwin­del­ge­fühl hält an. Die Zeich­nun­gen mit ihren ver­wir­ren­den Raum­ver­hält­nis­sen, mit ihrer media­len Cut-and-pas­te-Orga­ni­sa­ti­on der Moti­ve erzeu­gen einen Stru­del, einen Sog, der sich an kei­ner Mit­te zen­trie­ren und aus­ba­lan­cie­ren lässt. Die Kon­tu­ren der Möbel in ein­heit­lich grel­lem, hel­len Gelb lösen sich vor den Augen wie Farb­pul­ver in Was­ser und ver­schmel­zen mit der Luft, mit den Wän­den, mit den zügig schraf­fier­ten Flä­chen auf dem Papier. Das ist ein Leit­mo­tiv: Gren­zen sind Illu­sio­nen. Es gibt kei­ne kla­ren Tren­nun­gen: nicht zwi­schen Kunst und Leben. In Met­a­noia” (1995), einem digi­tal ani­mier­ten Video, hat Uli Aigner eine Frau vor­ge­stellt, die gegen ihren Wil­len bei jeder Berüh­rung mit den Din­gen ver­schmilzt und deren Gestalt annimmt. Gren­zen­lo­se Identifikation/​Infizierung. Keim­zel­le des Staa­tes”: Ich bin der Got­tes­krie­ger, ich bin Ich-als-Kind, ich bin alles, womit ich in Berüh­rung gekom­men bin.


Die Fami­lie ist die Keim­zel­le des Staa­tes, die Künst­le­rin ist die Keim­zel­le des Muse­ums. Keine/​r kann sich der Ver­ant­wort­lich­keit ent­zie­hen, die sie oder er für die eige­nen Taten und die eige­ne Sehn­sucht zu tra­gen hat. Die Wir­kung und die Fol­gen sind nie zu unterschätzen.

Video

Lentos 10 Shorts: Uli Aigner

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