Karel Appel, Prozession zweier Köpfe unter der Sonne, 1957
Öl auf Leinwand, 165 x 203 cm
Sammlung Lentos Kunstmuseum Linz, Inv. Nr. 1133
Auf Karel Appels Bild „Prozession zweier Köpfe unter der Sonne“ wirken die fingerdick aufgetragenen Farben fast wie Lavaströme, aus denen immer wieder figürliche Konturen auftauchen. Auf diese gegenständlichen Elemente inmitten des Abstrakten spielt auch der Titel an, den Assoziationen der Betrachter sind hier keine Grenzen gesetzt.
Appel arbeitet völlig anders als ein traditioneller Maler, der zuerst eine Bildidee hat, die er dann ausarbeitet und Schritt für Schritt auf die Leinwand überträgt. Bei Appel kommt der Akt des Malens zuerst. Nach Sinn und Bedeutung wird erst im zweiten Schritt gefragt. Der niederländische Künstler trägt die Farben spontan auf – mit dem Pinsel, dem Malspachtel oder seinen Fingern. Das Ziel ist ein möglichst ungesteuerter Farbrausch oder in Appels Worten ein „Malen ohne vorgeschaltetes Denken“. Intuition ist alles. Dabei orientiert sich Appel wie viele andere Avantgarde-Künstler an der Malerei von Kindern und Menschen mit Behinderungen.
Der 1921 geborene Appel war einer der wichtigsten Vertreter des sogenannten Informel, was so viel bedeutet wie Form-los. Die Maler dieser Richtung wandten sich in der Nachkriegszeit von allen etablierten Formen ab. Damit reagierten sie auch auf die Erfahrung von Diktatur und Krieg. Denn ihre Abneigung gegen die Form war ein Protest gegen jede Art von äußerem Zwang.