Oskar Kokoschka, Die Freunde, 1917/18
Sammlung Lentos Kunstmuseum Linz
© Bildrecht Wien, 2021
Öl auf Leinwand, 102 x 151 cm
Sammlung Lentos Kunstmuseum Linz, Inv. Nr. 76
Das Gruppenbildnis “Die Freunde” entstand 1917 in Dresden, wo sich Oskar Kokoschka im Sanatorium “Weißer Hirsch” von einer schweren Kriegsverwundung erholte. Dicht um den Tisch gedrängt sitzen die Schauspielerin Käthe Richter, der Dichter Walter Hasenclever, Ivar von Lücken, der Psychiater Dr. Fritz Neuberger mit seinem Tolstoibart und der Maler selbst, als Rückenfigur mit dem Kopf im Profil. In der geöffneten Tür im Hintergrund erscheint ein Serviermädchen. Die genannten Personen unterstützten Kokoschka in der ersten Dresdner Zeit. Über die ganze Bildfläche breitet sich in pastosem Farbauftrag ein Netzwerk erregter, nervöser Pinselstriche aus. Bewegung und Raumwirkung greifen im Farbgeschehen ineinander über, was den Figuren Gleichrangigkeit verleiht. Obwohl die Anordnung der Personen um den Tisch und der Bildtitel die Zusammengehörigkeit der Gruppe beschwören, scheinen die Dargestellten völlig beziehungslos: Keiner blickt den anderen an – jeder scheint in sich selbst gefangen. Dies entspricht dem von Kokoschka in den ersten Dresdner Jahren empfundenen Gefühl der Isoliertheit und Lebensangst. Der ursprüngliche Titel des Gemäldes lautet “Die Glücksspieler”, doch der allegorische Sinn – die Freunde auf der Suche nach dem Glück, das sie verspielen und nicht finden – hat sich erhalten.