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Stö­ren­frie­de
Der Schre­cken der Avant­gar­de von Makart bis Nitsch

bis
  • Ausstellungsansicht, Störenfriede. Der Schrecken der Avantgarde von Makart bis Nitsch, 2008
  • Ausstellungsansicht, Störenfriede. Der Schrecken der Avantgarde von Makart bis Nitsch, 2008
  • Ausstellungsansicht, Störenfriede. Der Schrecken der Avantgarde von Makart bis Nitsch, 2008
  • Ausstellungsansicht, Störenfriede. Der Schrecken der Avantgarde von Makart bis Nitsch, 2008
  • Ausstellungsansicht, Störenfriede. Der Schrecken der Avantgarde von Makart bis Nitsch, 2008
  • Ausstellungsansicht, Störenfriede. Der Schrecken der Avantgarde von Makart bis Nitsch, 2008

Mit der Aus­stel­lung Stö­ren­frie­de. Der Schre­cken der Avant­gar­de von Makart bis Nit­sch zeigt das Lentos Kunst­mu­se­um eine musea­le Schau, die exem­pla­risch berühmt-berüch­tig­te Stö­ren­frie­de der öster­rei­chi­schen Kunst­ge­schich­te vom Fin de Siè­cle bis zum Aktio­nis­mus vorstellt.

Der Mensch stellt sich dem hei­li­gen geis­te, dem sanc­tus spi­ri­tus, dem schaf­fen­den geis­te, dem crea­tor spi­ri­tus, feind­lich ent­ge­gen. Er wünscht ruhe. Glück­lich lebt er in der gesi­cher­ten posi­ti­on, die ihm die gro­ßen der vor­zeit berei­tet haben. Daß er wei­ter soll, dass er sei­nen end­lich erreich­ten, gesi­cher­ten platz ver­las­sen soll, berei­tet ihm unbe­ha­gen, und daher haßt er den künst­ler­men­schen, der ihm die lieb­ge­won­ne­nen anschau­un­gen durch neue ver­drän­gen will.„

Adolf Loos for­mu­lier­te um 1900, womit eine Gesell­schaft seit jeher ange­sichts neu­er Kunst­rich­tun­gen kon­fron­tiert wur­de. Die Avant­gar­de die als Kund­schaf­ter in unbe­kann­tes Gebiet vor­stößt, die sich den Risi­ken plötz­lich scho­ckie­ren­der Begeg­nun­gen aus­setzt, die eine noch nicht besetz­te Zukunft erobert“ so Jür­gen Haber­mas, zwingt den Betrach­ter, gewohn­te Seh­wei­sen auf­zu­ge­ben und sich auf Neu­es, Unbe­kann­tes ein­zu­las­sen. Makart, Roma­ko, Klimt, Schie­le, Kokosch­ka, die Künst­ler des Hagen­bun­des, der Art Club, die Wie­ner Aktio­nis­ten, sie alle pro­vo­zier­ten und stör­ten. Als Stö­ren­frie­de rie­fen sie Reak­tio­nen von unter­schied­lichs­ter Hef­tig­keit her­vor: Der Bogen der Kon­tro­ver­sen spann­te sich von Pres­se­het­ze über Rück­trit­te von Poli­ti­kern und Zer­stö­rung von Kunst­wer­ken bis zur Ver­haf­tung von Künst­lern.

Vie­le Künst­ler, die heu­te als Aus­hän­ge­schil­der öster­rei­chi­schen Kul­tur- und Kunst­schaf­fens die­nen, muss­ten die­sen Pro­zess der radi­ka­len Ableh­nung und öffent­li­chen Schmä­hung durch­lau­fen. Abhän­gig von den jewei­li­gen gesell­schaft­li­chen und poli­ti­schen Umstän­den erreich­ten man­che noch zu Leb­zei­ten gesell­schaft­li­che Akzep­tanz, ja sogar Ver­eh­rung. Eini­gen aber blieb die­se Gunst ver­wehrt, sie star­ben unver­stan­den und ver­armt, und ihre Leis­tung wur­de erst Gene­ra­tio­nen spä­ter erkannt. Nicht sel­ten waren es die neu­en Pro­vo­ka­teu­re, die die alten ent­deck­ten, so etwa Oskar Kokosch­ka, der in Anton Roma­ko eine Inspi­ra­ti­ons­quel­le fand und sich auch um sei­ne Reha­bi­li­tie­rung bemüh­te.

Wäh­rend Hans Makart das Publi­kum mit sei­ner farb­durch­glüh­ten, sinn­li­chen Male­rei hef­tig pro­vo­zier­te, führ­te rund 30 Jah­re spä­ter, um 1900, die erbit­ter­te öffent­li­che Dis­kus­si­on über Gus­tav Klimts Decken­bil­der für die Uni­ver­si­tät zum Rück­tritt des Unter­richts­mi­nis­ters. Die expres­si­ven Arbei­ten des See­len-Höl­len-Breu­ghels“ Egon Schie­le ver­un­si­cher­ten und über­for­der­ten Publi­kum und Kunst­kri­tik eben­so wie jene des Explo­sio­nis­ten“ Oskar Kokosch­ka. In den 1920er Jah­ren erreg­ten die im Hagen­bund gezeig­ten Eier­speis­bil­der“ die Gemü­ter, und die mit der Spach­tel maur­er­mä­ßig derb hin­ge­stri­che­nen Bil­der“ der Male­rin­nen Hele­ne Fun­ke und Hele­ne Taus­sig waren den Kunst­kri­ti­kern schlicht­weg ein Greul“.

Nach der dok­tri­nä­ren Kunst­pro­pa­gan­da des Natio­nal­so­zia­lis­mus wur­de das irri­tie­ren­de Neue, das der Art Club in sei­ner ers­ten Aus­stel­lung 1946 zeig­te, empört als Sumpf von Per­ver­si­tä­ten“ zurück­ge­wie­sen.
Ende der 1950er Jah­re war das Publi­kum schließ­lich mit einer neu­en Her­aus­for­de­rung kon­fron­tiert, den Wie­ner Aktio­nis­ten. Ihre Stoff­wech­sel­par­ty“ 1968 in der Uni­ver­si­tät Wien führ­te zur Kri­mi­na­li­sie­rung und Ver­haf­tung der Akteu­re.

Die Aus­stel­lung prä­sen­tiert die gro­ßen öster­rei­chi­schen Klas­si­ker, die die­sen Pro­zess der radi­ka­len Ableh­nung und öffent­li­chen Schmä­hung durch­lau­fen muss­ten, mit rund 100 Haupt­wer­ken von 1900 bis 1968, dar­un­ter zahl­rei­che hoch­ka­rä­ti­ge Leih­ga­ben aus öster­rei­chi­schen Muse­en, Gale­rien und Pri­vat­samm­lun­gen. Das Anstö­ßi­ge“ der neu­en Stil­rich­tun­gen – ver­tre­ten durch Makart, Roma­ko, Klimt, Schie­le, Kokosch­ka, Fun­ke, Taus­sig, Kolig, Haus­ner, Lass­nig, Rai­ner, Nit­sch, Brus u.v.a. – wird an Hand von zeit­ge­nös­si­schen Reak­tio­nen und neben Bei­spie­len mit eta­blier­ter Kunst der Zeit gezeigt.

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Lentos - Störenfriede - Der Schrecken der Avantgarde von Makart bis Nitsch

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