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Michael Goldgruber, Whiteout , 2017

Fine Art Print, 30 × 40 cm (19,5 × 26 cm)

Lentos Kunst­mu­se­um, Inv.-Nr. G 9176

Die­ses Werk, das in der Rei­he Zu scha­de für die Lade prä­sen­tiert wird, trägt den Titel White­out. Damit wird ein meteo­ro­lo­gi­sches Phä­no­men im Polar­ge­biet oder im Hoch­ge­bir­ge bezeich­net, bei dem durch gro­ße Hel­lig­keit eine extre­me Kon­trast­ver­rin­ge­rung her­vor­ge­ru­fen wird. Das damit ver­bun­de­ne Ver­schwin­den der Hori­zont­li­nie kann bei Bergsteiger:innen oder Polarforscher:innen Gefüh­le von Beklem­mung oder Des­ori­en­tie­rung auslösen.

In unse­rem Fine Art Print sehen wir am obe­ren Bild­rand einen Teil einer geraff­ten Kunst­stoff-Folie. Rie­si­ge Poly­mer-Pla­nen wer­den im Hoch­ge­bir­ge über die Glet­scher gelegt, um deren wei­te­res Abschmel­zen zu ver­lang­sa­men. Mikro­plas­tik­par­ti­kel aus die­ser Sub­stanz gelan­gen jedoch häu­fig in das Schmelz­was­ser der Glet­scher und kon­ta­mi­nie­ren es. In Wirk­lich­keit han­delt es sich also um eine wenig wirk­sa­me Beschwich­ti­gungs­maß­nah­me.[1]


In White­out wirkt die Plas­tik­fo­lie wie ein dra­pier­ter Stoff, der auf­ge­rollt wur­de, um die dar­un­ter­lie­gen­den Struk­tu­ren des Glet­scher­ei­ses, das von klei­ne­ren Stein­par­ti­keln durch­setzt ist, frei­zu­le­gen. Das grau getön­te Eis wirkt wie kost­ba­rer Car­ra­ra-Mar­mor. Tat­säch­lich ist es so kost­bar wie das bereits in der Anti­ke geschätz­te Gestein, aber längst nicht so haltbar.


Gold­gru­ber befasst sich seit eini­gen Jah­ren mit dem Kli­ma­wan­del. Als begeis­ter­ter Berg­stei­ger und Klet­te­rer hält er sich häu­fig in alpi­nen Land­schaf­ten auf. Sei­ne mit Bruch­zo­nen beti­tel­te Werk­se­rie, zu der die vor­lie­gen­de Foto­gra­fie zählt, unter­sucht die Rand­ge­bie­te von Gletscher‑, Schnee und Fels­re­gio­nen. Gold­gru­ber the­ma­ti­siert damit die Fra­gi­li­tät öko­lo­gi­scher Ver­hält­nis­se sowie die anthro­po­ge­ne Über­for­mung unse­res Planeten. 


Sei­ne Bil­der sind bewusst gewähl­te Bruch­stü­cke, Aus­schnit­te eines grö­ße­ren Gan­zen. Als Pars pro Toto sind sie dazu fähig, das sich in gro­ßer Bedroh­lich­keit anbah­nen­de öko­lo­gi­sche Dra­ma zu reprä­sen­tie­ren. Das Unbe­ha­gen oder die Irri­ta­ti­on, die sich beim Betrach­ten ein­stel­len, wer­den durch den klei­nen Bild­aus­schnitt ver­stärkt. Die Bil­der las­sen uns dadurch – ähn­lich wie in einem White­out – ori­en­tie­rungs­los zurück.

Was Micha­el Gold­gru­ber […] in sei­nem foto­gra­fi­schen Œuvre aus­lo­tet, ist etwas, das gegen­wär­tig so drin­gend gesucht ist, wie Kunst es in jeder Kri­sen­zeit war: ein Impuls einer Ver­än­de­rung als Suche nach etwas, das die stan­dar­di­sier­ten Kon­zep­te auf­bricht. Kunst sei das Hin­aus­wach­sen über sich selbst für ande­re, ist eine schö­ne und gül­ti­ge Defi­ni­ti­on.“[2]

Pro­ve­ni­enz

Der Fine Art Print wur­de im Juni 2023 direkt vom Künst­ler erworben.

Bio­gra­fie

Micha­el Gold­gru­ber wur­de 1965 in Öster­reich gebo­ren, er lebt und arbei­tet in Wien und Etmißl im stei­ri­schen Bezirk Bruck an der Mur. Gold­gru­ber absol­vier­te in den spä­ten 1980er-Jah­ren eine Aus­bil­dung zum Foto­gra­fen, stu­dier­te Kunst­ge­schich­te und Phi­lo­so­phie an der Uni­ver­si­tät Wien und an der Uni­ver­si­tät für ange­wand­te Kunst in Wien. Er erhielt eini­ge Sti­pen­di­en und Auf­ent­hal­te, unter ande­rem 2012 an der Cité des Arts in Paris und 2015 am Con­tre­ty­pe (Cent­re d’art pour l’image et la pho­to­gra­phie con­tem­porai­ne) in Brüs­sel. 2007 wur­de er mit dem öster­rei­chi­schen Staats­sti­pen­di­um für bil­den­de Kunst und 2015 in Paris mit La Qua­triè­me Image“, einem inter­na­tio­na­len Preis für Kunst­fo­to­gra­fie, aus­ge­zeich­net.
Zwi­schen 1988 und 2017 hat­te er ver­schie­de­ne inter­na­tio­na­le Ein­zel­aus­stel­lun­gen, unter ande­rem in Wien, Graz, Linz, Ber­lin, Zürich, Pula, Brüs­sel, Paris und New York. Zudem nahm er welt­weit an Grup­pen­aus­stel­lun­gen teil. 


[1] Astrid Kury, Gestör­tes Gelän­de“, in: Bruch­zo­nen. Alpi­ne Land­schafts­mo­du­la­ti­on im Zeit­al­ter der Kli­ma­kri­se, Hei­del­berg 2023, S 69 – 75, hier S. 71.

[2] Ebd.

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